Günter
Aus Respekt und Dankbarkeit gegenüber den Klienten, die mir einen Erfahrungsbericht zu ihrer EMDR-Traumatherapie zur Verfügung gestellt haben, schildere ich meine eigenen Traumaerfahrungen und meine Erfahrungen mit der EMDR-Traumatherapie.
Mein Name ist Günter Faßbender. Ich bin verheiratet, Rentner und betreibe in Grevenbroich eine Traumatherapiepraxis. Als Dipl. Sozialarbeiter habe ich 38 Jahre in einer Suchtberatung gearbeitet. Im Verlauf meiner beruflichen Tätigkeit habe ich Zusatzausbildungen in Gesprächspsychotherapie, Focusingtherapie, Traumatherapie und Brainlog absolviert. Zudem erwarb ich die Zulassung als Heilpraktiker für den Bereich der Psychotherapie.
Ich bin 1958 als das sechste von 14 Kindern in einer sogenannten „Arbeiterfamilie“ geboren. Meine Eltern waren mit so vielen Kindern völlig überfordert. So gehörten Schläge zur regelmäßigen „Erziehungsmethode“. Schläge erziehen keine Kinder, sondern zerstören sie. Wenn man oft nicht mal weis, wofür man die Schläge erhält, führt dies zu permanenten Angstzuständen. Ich habe meinen Eltern dies nie verziehen. Sie hätten sich Hilfe holen oder uns Kinder in Pflegefamilien geben können. Traumatherapeuten, die meinen, Opfer müssen dem Täter verzeihen, um das Trauma zu überwinden, haben wahrscheinlich nie selbst ein schweres Trauma erlebt.
Die Folge meiner traumatischen Gewalterfahrungen in der Kindheit war insbesondere, dass ich mein ganzes Leben lang, sowohl privat wie beruflich, nie in der Lage war Grenzen zu setzen bzw. mich gegen Grenzverletzungen, Respektlosigkeit und Kränkungen zur Wehr zu setzen. Mein völliger Zusammenbruch war im Oktober 2013. Ich ging in eine stationäre Behandlung in ein psychiatrisches Krankenhaus. Diagnose dort war „Burnout mit vorübergehenden Psychose artigen Zuständen“. Eine schon etwas ältere Ärztin sagte „Herr Faßbender, einen solchen Zustand wie bei Ihnen, haben wir hier noch nie gesehen“. Später erklärte sie „sie hätten in diesem Zustand auch sterben können. Sie haben nur überlebt, weil hier verschiedene Abteilungen schnell und gut zusammengearbeitet haben. Wir mussten eine körperliche Ursache für ihren Zustand ausschließen (Zeckenbiss, Hirnhautentzündung, Aids etc.). Erst hiernach konnten wir ihnen ein Medikament geben“. Durch dieses Medikament habe ich 18 Stunden geschlafen (ich sollte doch mal rauskriegen, was das war). Hiernach ging es mir wesentlich besser. Die Psychose ähnlichen Zustände waren vorbei. Die Ärztin sagte: „Auch das haben wir hier noch nie erlebt, wie sich jemand aus solch einem Zustand so schnell wieder erholen kann“. Ich glaube, dass ich in diesem langen Schlaf, vieles in Träumen verarbeitet habe. Vor dem Aufwachen hatte ich einen Traum, in dem ich mich entschlossen habe „ins Leben zurückzukommen“.
EMDR, welches ich selbst im Rahmen der Ausbildung zum Traumatherapeuten kennengelernt habe, ist eine safte und höchst effektive Methode um traumatische Erfahrungen zu verarbeiten und inneren Frieden zu finden.
Mein Erfahrungsbericht soll nicht bedeuten, das jeder gute Traumatherapeut eigene Traumaerfahrungen haben sollte um Menschen mit PTBS helfen zu können. Psychotherapeuten können nicht alle möglichen psychischen Krankheiten durchlebt haben um gute Psychotherapeuten zu sein. Sie währen dann sicher eher Langzeitpatient in der Psychiatrie und nicht Psychotherapeut.